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: http://www.prof.msu.ru/publ/omsk1/3_11.htm
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Peter Rummel.
Bonn
Hintergrund für meine Gedanken ist vor allem die
sechsjährige Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern hier in Omsk im Bereich der
Jugendarbeit. Das Thema unserer Kooperation lautet "Demokratisierung der
Jugendarbeit".
In diesem Zusammenhang haben wir uns zwar nicht explizit mit der
Entwicklung eines Begriffs von ziviler Gesellschaft beschäftigt. Aber wir haben doch
einige Elemente beschrieben, die nach meinen Vorstellungen dazu gehören sollten.
Zu diesen Elementen zählen
Dem voraus gegangen sind Analysen über die
Situation der Jugendarbeit, der Interessen der Jugendlichen und der Angebote. Neben der
Würdigung der Leistungen der bisherigen Jugendarbeit wurden natürlich auch Problemlagen
beschrieben. Sie waren ja ein Anlaß für die Aufnahme der internationalen Zusammenarbeit.
Für beide Aspekte sind internationale Kontakte und damit der Austausch
von Erfahrungen wichtig.
Aber auch die Beschreibung von Problemlagen wird umfangreicher und differenzierter:
Internationale Erfahrungen sind also ein Spiegel
für die Situation im eigenen Land. Dieser Spiegel wird zum Fokus, wenn internationale
Erfahrungen das Wahrnehmen von Kritik an Zuständen im eigenen Land bedeuten.
Wenn derjenige, der Kritik an Partner übt, ein Interesse daran hat,
dass sie angenommen wird, sollten jedoch zunächst folgende Voraussetzungen geschaffen
werden:
Als Ausgangsbasis für die Sammlung und Verwertung
internationaler Erfahrungen sind zunächst Analysen über die Situation im eigenen Land
und Beschreibungen der Zielsetzungen für die gesellschaftlichenVeränderungen, hier den
Aufbau einer zivilen Gesellschaft, notwendig.
Vor jedem Versuch, Problemlagen zu verändern, müssen mögliche
Ursachen beschrieben werden. Nur so können Ansätze zur Entwicklung wirksamer Konzepte
für die Beseitigung von Problemen gefunden werden, will man nicht nach dem Prinzip
Versuch und Irrtum handeln. Es muß also die Vergangenheit aufgearbeitet werden. Dabei
reicht es sicher nicht, formal einen Schlußstrich unter eine bisherige gesellschaftliche
Entwicklung zu ziehen, um dann neu anfangen zu können. Eine differenzierte Beschreibung
von Ursachen muß sich z. B. mit gesellschaftlichen Hintergründen, Entwicklungen
politischer Interessen und Auswirkungen von soziologischen, ökonomischen und
administrativen Strukturen befassen. In allen Bereichen lassen sich Widerstände gegen die
Veränderung herrschender Zustände, aber auch Ansatzpunkte für deren Veränderung
finden. Dies gilt unter anderem für das Aufgreifen und die Beschreibung alter oder
verschütteter ziviler Traditionen. Dabei geht es nicht um eine Verklärung der
Vergangenheit, sondern darum, die Erinnerung einer Gesellschaft an selbst entwickelte
Möglichkeiten von Problemlösungen wach zu halten. Auch hierbei kann Kritik seitens
internationaler Partner von Nutzen sein.
Die Ergebnisse sollten sich jedoch ebenfalls als Grundlage für eine
weitere Zusammenarbeit zu eigen machen.
Internationale Erfahrungen bestehen u. a. in vielfältigen Einblicken
in Möglichkeiten von Entwicklungen und Lösungen von Problemen, die sich im eigenen Land
auf Grund historisch, politisch, soziologisch oder auf andere Art bedingter und damit
eingeschränkter Sichtweisen kaum eröffnen würden. Dabei genügt es doch nicht, sich
allein zu informieren. Gerade dort, wo es um das direkte Zusammenleben von Menschen und
den Umgang miteinander geht, wo andere Verhaltensweisen vermittelt werden, müssen diese
Erfahrungen mit eigenem Erleben verbunden sein. Das heißt, dass internationalen
Erfahrungen in Form gemeinsamer, alltäglicher Zusammenarbeit gesammelt werden müssen.
Das heisst natürlich auch, dass internationale Erfahrungen vertikal
auf allen Ebenen der Gesellschaft ermöglicht werden müssen.
Allerdings dürfte eine kritiklose Übernahme von positiven
Erfahrungen, die über internationale Kontakte in das Land hinein getragen werden, kaum zu
ähnlichen Ergebnissen führen wie in dem jeweiligen Herkunftsland.
Um nachhaltige Entwicklungen anzustoßen, ist es
notwendig, die Jugend maßgeblich mit einzubeziehen. Dies gilt vor allem dann, wenn
Entwicklungen sich nicht nur auf die administrative oder gesetzliche Ebene beziehen,
sondern Veränderungen, neue Kenntnisse und Fähigkeiten auf individueller Ebene
erfordern. Jugendliche sind in der Regel noch offener gegenüber Veränderungen,
unbefangener in ihrer Kritik und oft auch lernfähiger gegenüber neuen Anforderungen als
ältere Generation. Nicht zuletzt wird mit gesellschaftlichen Veränderungen auch auf ihre
Zukunft gestaltet, was bei einer Anerkennung der oben genannten Elemente einer zivilen
Gesellschaft eine Beteiligung geradezu heraus fordert. Diese Möglichkeit ist allerdings
auch eine starke Motivation für die Jugend, sich zu mobilisieren und zu engagieren.
Natürlich sind die Möglichkeiten beschränkt, nicht nur der Jugend
internationale Erfahrungen zu ermöglichen. Aber es könnte ja auch ein Ergebnis
öffentlicher Diskussionen in einer zivilen Gesellschaft sein, diesem Aspekt mehr Gewicht
beizumessen.