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Einfluss des orthodoxen und westlichen Christentums auf Gesellschaften. Vergleichendes Herangehen
 
 
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Einfluß des orthodoxen und westlichen Christentums auf Gesellschaften
Vergleichendes Herangehen

Schwerpunkte des Forschungsprogramms


      

Das Hauptproblem, das dem Programm "Einfluß des orthodoxen und westlichen Christentums auf Gesellschaften. Vergleichendes Herangehen" zugrunde liegt, kann wie folgt formuliert werden: Welche Einwirkung, welchen Einfluß haben zwei Haupttraditionen des Christentums auf die Gesellschaften, ihre politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen im Osten, Südosten (einschließlich Byzanz) und im Westen Europas ausgeübt? Inwieweit hat dieser Einfluß die Unterschiede der historischen Entwicklung der Gesellschaften bestimmt, in denen das orthodoxe beziehungsweise westliche Christentum vorherrschten?

An der Verwirklichlichung dieses Progammes zur Zeit beteiligen sich: Zentrum der Ukraine- und Weißrusslandskunde (Moskauer Lomonosov Universität); Maison des Sciences de l'Homme (Paris); Universität Paris-I Panthéon-Sorbonne; École pratique des Hautes Études, Séction des sciences historiques et philologiques et Séction des sciences religieuses (Paris); Wroclawer Universität (Polen) (seit 1994); Institut für Geschichte Russlands der Russischen Akademie der Wissenschaften (seit 1994); Universität Paris-IV Sorbonne (seit 1997); Universität der Alberta, Kanada (seit 1999); Institut für Europäische Geschichte, Mainz (seit 1999); Institut für Slavistik der Russischen Akademie der Wissenschaften (seit 2002); Milleleuropäische Universität (Budapest), seit 2004.

Die Arbeit ist koordiniert bei Prof. Dr. N. Lemaitre (Universität Paris-I, Sorbonne-Panthéon) und Prof. Dr. M.V.Dmitriev (Moskauer Lomonosov Universität); Prof. Dr. M.Derwich Wroclawer Universität (Polen); Prof.Dr. A.Gow (Universität der Alberta, Kanada); Prof. Dr. S.Antohi (Milleleuropäische Universität (Budapest).


Das Programm hat zwei Besonderheiten: erstens handelt es sich um den Versuch eines Vergleichs, den man dort zuerst ziehen muß, wo es erzielte Forschungsergebnisse erlauben; zweitens handelt es sich um den Vergleich der Einwirkung der religiösen Faktoren und christlichen Traditionen auf die Entwicklung der Gesellschaften und ihrer Kulturen im Raum des orthodoxen und westlichen Christentums Europas, um später zu zeigen und zu erklären, auf welchen Gebieten die christlichen Traditionen Unterschiede und ähnliche Züge in der historischen Entwicklung und im heutigen Zustand der Gesellschaften im Westen, Osten und Süd-Osten Europas vorherbestimmt haben.

Es gibt keine speziellen Arbeiten, deren Ziel wäre, den Einfluß des orthodoxen und westlichen Christentums auf die Gesellschaften im Vergleich zueinander mehr oder weniger systematisch zu erforschen. Diese Frage taucht aber explizit oder implizit in vielen Büchern auf, die die einzelnen Aspekte der Geschichte des Westens, Byzanz und Rußland behandeln. Viele Hypothesen, deren historiographischer Überblick allein Aufgabe einer speziellen Arbeit darstellen könnte, wurden aufgestellt. Nur Max Weber hat einen einzigartigen Versuch unternommen, den Einfluß der Weltreligionen auf die wirtschaftliche Entwicklung und Herausbildung der sozialen Strukturen in verschiedenen Zivilisationskreisen zu vergeleichen. In den letzten Jahrzehnten erschien eine Reihe von Büchern, in denen die Rolle der Ideen von Max Weber für das Studium der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Einwirkungen von Judaïsmus, Buddhismus, Hinduismus, Islam, Konfuzianismus, vom antiken Christentum und – selbstverständlich – des westlichen Christentums untersucht wird.

Das orthodoxe Christentum fehlt auf dieser Liste, obwohl Max Weber beabsichtigte, auch die Rolle des orthodoxen Christentums in der Entwicklung der Gesellschaft zu untersuchen.

Das Projekt "Einfluß des orthodoxen und westlichen Christentums auf Gesellschaften. Vergleichendes Herangehen." setzt die Traditionen der Weberschen Geschichtsauffassung fort, obgleich die von diesem Projekt verfolgten Ziele keinen Anspruch auf Schaffung eines umfassenden soziologischen Schemas erheben.

Die Methodologie des Projektes stützt sich auf den Begriff von verschiedenen Kulturkreisen. Zwei Sphären der europäischen Zivilisation stehen im Mittelpunkt des Projektes: die Zone des westlichen Christentums und die des slawisch-byzantinischen Christentums. Die Tatsache, daß der religiöse Faktor ihre Evolution bedeutend bestimmte, bedarf keiner besonderen Beweisführung. Die Prinzipien der Analyse, die ihr Ziel darin hat, ähnliche und unterschiedliche Züge bei der Einwirkung der religiösen Traditionen auf den Gang der Geschichte der Gesellschaften zu verstehen, können vielfältig sein. Deshalb muß man von Anfang an einige von den methodologischen Voraussetzungen des Projektes erklären.

1. Wenn man über Einflüße der Religion auf die Gesellschaft spricht, darf man institutionelle und außerinstitutionelle Einwirkungen der Religion in Betracht ziehen. Im ersten Fall handelt es sich um ummittelbare Teilnahme der kirchlichen Institutionen an der Entwicklung der sozialen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Strukturen. Im zweiten Fall geht es um Herausbildung einer bestimmten Denkweise, Mentalität, Tätigkeits- und Verhaltensnormen. Beide Aspekte der Einwirkung der Religion auf die Gesellschaft sind natürlich untrennbar miteinander verbunden, und erst bei einem Analyseversuch werden sie voneinander getrennt, um dann ihre gemeinsame Einwirkung auf die Gesellschaft begreifen zu können. Zwei Fragenkreise führen dementsprechend zu den gewünschten Ergebnissen: erstens, über die Rolle dieser oder jener kirchlichen Institution in der Gesellschaftsentwicklung; zweitens, über den Einfluß der religiös bestimmten spezifisch orthodoxen beziehungsweise spezifisch westchristlichen Mentalitäten und Verhaltensnormen (oder weitgehend der anthropologischen Strukturen) auf die Entstehung der Besonderheiten der Zivilisationsformen im orthodoxen und westlichen Raum.

2. Die religiösen Strukturen, einerseits, spiegeln die Wirkung gewisser sozialer, politischer, wirschaftlicher und kulturell-anthropologischer Faktoren wider; andererseits aber beeinflussen sie selbst im wesentlichen viele Seiten der Gesellschaftsentwicklung. Im Mittelpunkt des Projektes steht gerade der zweite Aspekt des Zusammenhanges des Sozialen und des Religiösen. Anders gesagt, geht es um den Versuch die Bedeutung eben der religiösen Gründe für die Herausbildung der Besonderheiten in der demographischen, wirtschaftlichen, politischen, kulturellen Entwicklung der westlichen und orthodoxen Gesellschaften im Vergleich zu erkennen.

3. Es ist nicht möglich, einen einzigen Zeitplan, eine gemeinsame Chronologie für verschiedene Forschungsrichtungen, die bei der Verwirklichung des Projektes entstehen können, anzunehmen. Zum Beispiel, um die Rolle der Klöster in Rußland im Vergleich zu den westlichen Gesellschaften zu begreifen, muß man das russische Mönchtum des XIV.-XVII. Jahrhunderts mit dem Mönchtum in Frankreich in der Merowinger- und Karolingerzeit vergleichen. Wenn man die Unterschiede und die ähnlichen Züge im Einfluß des Christentums auf die wirtschaftliche Entwicklung untersucht, darf man mit Recht die Neuzeit Rußlands im Vergleich zum Europa des Mittelalters betrachten. Wenn wir uns dem Einfluß der Religion auf die Mentalität und die historische Anthropologie der westchristlichen und orthodoxen Gesellschaften wenden, ist es klar, daß wir in diesem Fall mit den Strukturen der longue durée zu tun haben, die seit Jahrhunderten bestanden haben und weiter bestehen und daß der den Forschungszielen entsprechende Zeitmaßstab des Vergleiches in diesem Fall sehr weit variieren kann.

4. Was den räumlichen Maßstab des Vergleichs betrifft, handelt es sich weder um den "Westen" und den "Osten" insgesamt, noch um den Vergleich etwa der Rolle des Christentums in der Geschichte Frankreichs und Rußland. Es handelt sich vielmehr um eine solche Analyse, die auf einer Reihe einzelner konkreter historisch-vergleichender Forschungen (case studies) basiert. Es wäre besonders interessant, die Rolle und das Zusammenwirken von zwei religiösen Traditionen in den Gesellschaften zu vergleichen, wo die Grenze zwischen zwei Konfessionen verlief, zum Beispiel auf der Balkaninsel, in der Ukraine oder in Weißrußland. Die Wahl der zu vergleichenden Regionen hat folglich keine erstrangige Bedeutung. Es kommt vielmehr darauf an, solche Phänomene und Strukturen zu vergleichen, die für die Gesellschaften des westchristlichen und byzantinisch-orthodoxen Zivilisationsraumes typisch sind.

5. Spekulative soziologische und historiosophische Verallgemeinerungen sind zu vermeiden. Um das zu erreichen, ist es notwendig, erstens die Zahl der Richtungen einzuschränken, in denen vergleichende Forschungen durchgeführt werden können; zweitens für jede Forschungsrichtung den Kreis der zu untersuchenden Fragen auszuarbeiten. Diese Einschränkungen könnten den notwendigen Übereinstimmungsgrad der Ergebnisse sichern.

6. Selbstverständlich geht es um ein interdisziplinäres Programm, das die Anwendung von Methoden und die Berücksichtigung von Erkentnissen der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, der historisch-anthropologischen and soziologischen Analyse, der Mentalitäten- und Institutionsgeschichte voraussetzt.


Die Verwirklichung des Projektes soll zur Veröffentlichung einer Reihe von Büchern führen. Jedes der Bücher wird einen bestimmten Aspekt der Projektproblematik behandeln. Der Charakter des Projektes setzt voraus, daß Historiker aus verschiedenen Gebieten der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften bei der Vorbereitung dieser Bücher kooperieren müssen. Um ihre Anstrengungen zu vereinen müssen zwei Punkte berücksichtigt werden: a) die Ausarbeitung der Fragenliste für jede Forschungsrichtung, die von den Projektteilnehmern behandelt werden sollen; b) die Veranstaltung von Seminaren (oder Kolloquien), in denen neben den Vorträgen zu speziellen Fragen auch solche Voträge gehalten werden können, die eine Verallgemeinerung der historiographischen Erfahrungen auf einem bestimmten Forschungsgebiet und die Eröffnung der neuen Perspektiven zum Ziel hätten. Die Seminare, die mit einer gewissen Regularität organisiert werden könnten, würden dem Programmziel am besten entsprechen.

Jede Tagung (Seminar) wird einer relativ engeren Richtung des Programmes gewidmet sein. Die Teilnehmerzahl wird nicht mehr als 15-20 Personen sein. Man sieht vor die Tagungen folgendermaßen zu veranstalten: ein Jahr vor dem Treffen sollen 3-4 Hauptreferate geschrieben werden; jeder Vortrag sollte einer der Hauptfragen des Tagungsprogramms nachgehen sollte; Hauptziel solch eines Vortrages ist es nicht nur, ein konkretes Thema zu behandeln, sondern auch die Arbeitshypothesen zu formulieren und eine Forschungsankete (eine Agenda) vorzuschlagen, welcher die anderen Tagungsteilnehmer nachfolgen sollten. Diese 3-4 Hauptreferate sollen den Tagungsteilnehmern im voraus gesandt werden, damit sie ihre Vorträge in Verbindung zum Hauptreferat stellen, die vorgeschlagenen Hypothesen mit ihnen gut bekannten Materialien konfrontieren, ihre eigenen Ergebnisse und Beobachtungen im Kontext der gemeinsamen Forschungsankete präsentieren können. 2-3 Monate vor dem Treffen sollen diese Referate auch allen Teilnehmern geschickt werden, so daß das Endziel der Tagung selbst darin bestehen wird, die ausführliche Diskussion durchzuführen, unbedingte Korrektiven und Erweiterungen in die Vorträge einzusetzen, bestrittene Punkte klarzumachen und endlich das Buch für eine Veroffentlichung vorzubereiten.


Die erste Arbeitsetappe sah vor, das Kolloquium zum Thema "Mönchtum und Klöster in den Ländern vom griechischen und lateinischen Ritus im Mittelalter und in der Frühneuzeit" zu organisieren. Dieses Kolloquium fand im September 1995 in Paris statt. Die Akten im 1996 herausgegeben wurden (Moines et monasteres dans les sociétés de rite grec et latin. Études publiées par J.-L.Lemaitre, M.Dmitriev et P.Gonneau. Geneve: Librairie Droz, 1996. – 506 p.).

Als zweite Etappe wurde im Mai 1997 ein Kolloquium zum Thema "Politische und soziale Funktionen der Heiligenverehrung im Westen und in den orthodoxen Ländern" in Wroclaw (Polen) veranstaltet. Die Akten im 1999 herausgegeben wurden (Fonctions sociales et politiques du culte des saints dans les societes de rite grec et latin au Moyen Age et a l'epoque moderne. Approche comparative. Sous la dir. de M.Derwich et M.Dmitriev. Wroclaw, 1999. – 484 p.).

Die dritte Etappe sah vor, eine Reihe der Tagungen zum Thema "Antijudaïsmus, Antisemitismus und Entstehung der religiösen Toleranz im Westen und in den orthodoxen Ländern. Mittelalter-Neuzeit" zu veranstalten. Das erste Kollokwium fand im 1997 in Moskau statt. Das zweite – in Paris, im 1999. Das dritte – in Edmonton, im 2000. Das vierte – in Mainz, im 2002 Die Akten der Pariser Tagung im 2003 herausgegeben wurden (Les Chrétiens et les Juifs dans les sociétés de rites grec et latin. Approche comparative. Actes du colloque organisé les 14-15 juin 1999 à la Maison des Sciences de l'Homme (Paris). Textes réunis par M.Dmitriev, D.Tollet et E.Teiro. Paris: Honoré Champion Éditeur, 2003 – 382 p.). Die Akten der Edmontoner und Mainzer Tagungen in 2005 herausgegeben werden.

Die nächste Arbeitsetappe sah vor, das Buch "Einfluß des orthodoxen und westlichen Christentums auf Gesellschaften. Aspekte des vergleichenden Herangehens" zu veröffentlichen. Das Buch im 2003 herausgegeben wurde (Être catholique, être orthodoxe, être protestant dans l'Europe médiévale et moderne. Sous la dir. de M.Derwich et M.Dmitriev. Wroclaw: Wydawnictwo Uniwersytetu Wroclawskiego, 2003).

Im 2003 das spezielle Heft der Zeitschrift "XVIIème siècle" herausgegeben wurde (XVIIème siècle. 2003. N 3. (Juillet-Septembre 2003, 55ème année). Numéro spécial: «La frontière entre les chrétientés grecque et latine au XVIIème siècle. De la Lithuanie à l'Ukraine subcarpathique»).


Weitere Forschungsetappen des vergleichenden Studiums der Einflüße der Orthodoxie und westlichen Christentums auf Gesellschaften, die folgenden Themen betreffen werden: