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: Wed Apr 13 12:45:19 2016
: IBM-866

: ngc 1232
FORS am Very Large Telescope der Europischen Sdsternwarte | ESO Schweiz

eso9845de-ch — Organisatorische Pressemitteilung

FORS am Very Large Telescope der Europischen Sdsternwarte

Erstes wissenschaftliches Beobachtungsinstrument liefert eindrucksvolle Bilder

23. September 1998

Am 15. September 1998 wurde ein weiterer wichtiger Meilenstein erfolgreich, rechtzeitig und innerhalb des Kostenplans erreicht. Nur wenige Tage nach seiner Montage am ersten 8,2m-Einzelteleskop des VLT (UT1) konnte FORS1 ( FO cal R educer and S pectrograph) als erstes einer Gruppe leistungsfhiger und komplexer wissenschaftlicher Instrumente seine Beobachtungsttigkeit beginnen. Von Anfang an konnte es eine Reihe exzellenter astronomischer Bilder aufnehmen. Dieses bedeutende Ereignis erffnet eine Flle neuer Mglichkeiten fr die europische Astronomie.

FORS - ein Hhepunkt an Komplexitt

FORS1 und das zuknftige Zwillingsinstrument (FORS2) sind das Ergebnis einer der eingehendsten und fortschrittlichsten technologischen Studien, die je fr ein Instrument der bodengebundenen Astronomie durchgefhrt wurden. Dieses einzigartige Instrument ist nun im Cassegrain-Fokus installiert und verschwindet beinahe, trotz seiner Dimensionen von 3 x 1.5m (Gewicht 2.3t), unterhalb des riesigen 53 m 2 groen Zerodurspiegels. Um die groe Spiegelflche und die hervorragende Bildqualitt von UT1 optimal auszuntzen, wurde FORS speziell so konstruiert, da es die lichtschwchsten und entferntesten Objekte im Weltall untersuchen kann. Bald wird dieses komplexe VLT-Instrument den europischen Astronomen erlauben, die derzeitigen Beobachtungshorizonte entscheidend zu erweitern.

Die beiden FORS-Instrumente sind Vielzweck-Beobachtungsinstrumente, die in mehreren unterschiedlichen Beobachtungsarten eingesetzt werden knnen. Beispielsweise knnen Bilder mit zwei verschiedenen Abbildungsmastben (Vergrerungen) sowie Spektren mit unterschiedlicher spektraler Auflsung von einzelnen oder mehreren Objekten aufgenommen werden. Dabei erlaubt der schnelle Wechsel zwischen den unterschiedlichen Beobachtungsarten z.B. zunchst die Aufnahme und direkt anschlieend die Spektroskopie weit entfernter Galaxien. Damit kann dann u.a. die stellare Zusammensetzung und die Entfernung bestimmt werden.

Als eines der leistungsfhigsten astronomischen Instrumente seiner Art wird FORS1 ein wahres Arbeitspferd fr die Untersuchung des fernen Universums darstellen.

Der Bau von FORS

Das FORS-Projekt wird unter ESO-Kontrakt von einem Konsortium dreier deutscher astronomischer Institute durchgefhrt, der Landessternwarte Heidelberg und den Universitts-Sternwarten von Gttingen and Mnchen. Bis zur Beendigung des Projekts werden die beteiligten Institute Arbeit im Umfang von ca. 180 Mann-Jahren eingebracht haben.

Bei der Landessternwarte Heidelberg lag die Leitung des Projekts. Hier wurde auerdem das gesamte optische System konstruiert, die Beschaffung der Komponenten der abbildenden Optik und der Zusatzoptiken fr Spektroskopie und Polarimetrie durchgefhrt und die spezielle Computersoftware geschrieben, mit der die von FORS gelieferten Daten verarbeitet und ausgewertet werden. Darber hinaus wurde in der Werkstatt der Sternwarte ein Teleskopsimulator gebaut, mit dem alle wesentlichen Funktionen von FORS in Europa getestet werden konnten, bevor das Instrument zum Paranal (Chile) transportiert wurde.

An der Universitts-Sternwarte Gttingen wurden Konstruktion, Herstellung und Zusammenbau der gesamten Mechanik von FORS durchgefhrt. Der grte Teil der Przisionsteile, insbesondere der Multispalteinheit, wurde in der feinmechanischen Werkstatt der Sternwarte hergestellt. Die Beschaffung der groen Instrumentengehuse und Flansche, die Computeranalysen fr mechanische und thermische Stabilitt des empfindlichen Spektrographen und die Herstellung der speziellen Werkzeuge fr Handhabung, Wartung und Justierung lag ebenso in der Verantwortung dieser Sternwarte wie die Tests der zahlreichen opto- und elektromechanischen Funktionen.

Die Universitts-Sternwarte Mnchen war verantwortlich fr das Projektmanagement, Integration und Test des gesamten Instruments im Labor, fr Planung und Einbau aller Elektronik und Elektromechanik, sowie fr Entwicklung und Test der gesamten Software, die FORS in allen Teilen vollstndig per Computer steuert (z.B. Filter- und Grismrder, Verschlsse, Spalteinheit fr die Vielspaltspektroskopie, Masken, alle optischen Komponenten, Elektromotoren, Encoder usw.). Zustzlich wurde Computersoftware geschrieben, mit der die komplexen astronomischen Beobachtungen mit FORS vorbereitet werden und das Verhalten des Instruments durch eine stndige Kontrolle der gesammelten wissenschaftlichen Daten berwacht wird.

Als Gegenleistung fr den Bau von FORS erhalten die Astronomen der drei beteiligten Institute des FORS-Konsortiums eine gewisse Anzahl von Nchten an "garantierter Beobachtungszeit" am VLT. In dieser Beobachtungszeit werden verschiedene Forschungsprojekte durchgefhrt, deren Themen unter anderem von kleinen Krpern im ueren Sonnensystem ber Untersuchungen von Sternen im Endstadium und den von ihnen abgestoenen Gaswolken bis zur Erforschung ferner Galaxien und Quasare reichen, die Aufschlu ber die frhen Zeiten unseres Universums geben.

Erste Tests von FORS1 am VLT-UT1: ein groartiger Erfolg

Nach sorgfltiger Vorbereitung hat das FORS-Konsortium nun mit der Inbetriebnahme ("Commissioning") des Instruments begonnen. Dazu gehren ein eingehender Nachweis der spezifizierten Leistungsfhigkeit am Teleskop, die berprfung der korrekten Funktionsweise unter Softwaresteuerung vom Kontrollraum auf Paranal, und am Ende dieses Prozesses eine Demonstration, da das Instrument seinen angestrebten wissenschaftlichen Zweck erfllt.

Whrend der Durchfhrung dieser Tests gelangen dem Commissioning-Team auf Paranal eine Reihe von Aufnahmen verschiedener astronomischer Objekte, von denen einige hier wiedergegeben sind. Sie wurden alle mit FORS in der Standardauflsung gewonnen (Bildfeldgre 6.8 x 6.8 Bogenminuten, Pixelgre 0.20 Bogensekunden) und zeigen einige der eindrucksvollen Mglichkeiten, die das neue Instrument bietet.

Spiralgalaxie NGC 1288

Das erste Photo zeigt eine Dreifarbenaufnahme der schnen Spiralgalaxie NGC 1288 im sdlichen Sternbild Fornax. PR Photo eso9845a umfat das gesamte Feld, das mit der 2048 x 2048 Pixel groen CCD-Kamera abgebildet wurde. Es wurde aus drei CCD-Aufnahmen zusammengesetzt, die bei gutem Seeing in verschiedenen Farben in der "Nacht des ersten Lichts" (15. September 1998) aufgenommen wurden. Diese Galaxie mit einem Durchmesser von rund 200000 Lichtjahren ist etwa 300 Millionen Lichtjahre entfernt, ihre Fluchtgeschwindigkeit betrgt 4500 km/sec.

Entfernter Galaxienhaufen

Die nchsten Photos wurden von einer 5-mintigen Aufnahme im Nahen Infrarot reproduziert, die ebenfalls in der "Nacht des ersten Lichts" von FORS1 (15. September 1998) gewonnen wurde. PR Photo 37b/98 zeigt einen Himmelsausschnitt in der Nhe des Quasars PB5763, in dem auch ein ungewhnlicher, sehr weit entfernter Haufen von Galaxien zu sehen ist. Er besteht aus einer groen Zahl lichtschwacher Galaxien, die bisher noch nicht eingehend untersucht wurden.

Dieser Haufen ist ein gutes Beispiel fr die Art von Objekten, auf die viel Beobachtungszeit mit FORS verwendet werden wird, sobald der regulre Beobachtungsbetrieb begonnen hat.

Eine Vergrerung des gleichen Feldes ist in PR Photo 37c/98 wiedergegeben. Sie zeigt die einzelnen Mitglieder dieses Galaxienhaufens im Detail. Man beachte besonders die interessante spindelfrmige Galaxie, die anscheinend einen quatorialen Ring aufweist. Neben einer schnen Spiralgalaxie sind auch noch viele weitere lichtschwache Galaxien zu erkennen. Sie sind entweder Zwerggalaxien und Mitglieder des Haufens oder befinden sich sehr viel weiter entfernt im Hintergrund des Haufens.

Spiralgalaxie NGC 1232

Dieses spektakulre Bild der groen Spiralgalaxie NGC 1232 wurde am 21. September 1998 unter guten Beobachtungsbedingungen erhalten. Es wurde aus drei Einzelaufnahmen im ultravioletten, blauen und roten Licht zusammengesetzt. Die Farben der verschiedenen Regionen sind deutlich sichtbar: Das Zentralgebiet enthlt ltere, rtlich leuchtende Sterne (Photo 37e/98), whrend die Spiralarme von jungen, blulichen Sternen und roten Sternentstehungsgebieten bevlkert sind. Man beachte die gestrte Begleitgalaxie am linken Rand, die wie der griechische Buchstabe "Theta" aussieht.

NGC 1232 liegt 20 Grad sdlich des Himmelsquators im Sternbild Eridanus. Obwohl die Entfernung dieser Galaxie ungefhr 100 Millionen Lichtjahre betrgt, kann man auf Grund der exzellenten Bildqualitt einen unglaublichen Reichtum an Details erkennen. Bei dieser Entfernung entspricht die Kantenlnge des Bildfeldes etwa 200000 Lichtjahren oder etwa der doppelten Gre unserer Milchstrae.

Endnoten

[1] Diese Pressemitteilung wird gemeinsam (auf Englisch und Deutsch) von der Europischen Sdsternwarte, der Landessternwarte Heidelberg und den Universitts-Sternwarten Gttingen und Mnchen herausgegeben.

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Dies ist eine bersetzung der ESO-Pressemitteilung eso9845.

ber die Pressemitteilung

Pressemitteilung Nr.:eso9845de-ch
Legacy ID:PR 14/98
Name:FORS1, NGC 1232, PB 05763, PB5763
Typ:Early Universe : Galaxy : Grouping : Cluster
Local Universe : Galaxy : Type : Spiral
Early Universe : Galaxy : Activity : AGN : Quasar
Facility:Very Large Telescope

Bilder

FORS1 First Light - Spiral galaxy NGC 1288
FORS1 First Light - Spiral galaxy NGC 1288
nur auf Englisch
FORS1 First Light - Distant cluster of galaxies
FORS1 First Light - Distant cluster of galaxies
nur auf Englisch
FORS1 First Light - Distant cluster of galaxies
FORS1 First Light - Distant cluster of galaxies
nur auf Englisch
Die Spiralgalaxie NGC 1232
Die Spiralgalaxie NGC 1232
Spiral galaxy NGC 1232
Spiral galaxy NGC 1232
nur auf Englisch

Siehe auch