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ALMA macht Gasstrme bei der Planetenentstehung sichtbar | ESO Deutschland

eso1301de — Pressemitteilung Wissenschaft

ALMA macht Gasstrme bei der Planetenentstehung sichtbar

Faszinierende Anzeichen fr das Wachstum von Gasplaneten durch groe Gasstrme

2. Januar 2013

Astronomen haben mit dem Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) erstmals direkt beobachten knnen, wie ausgedehnte Gasstrme eine Lcke in der Materiescheibe um einen jungen Stern berwinden. Der Theorie nach sollten derartige Gasstrme whrend der Wachstumsphase von Gasplaneten entstehe. Dies ist ein Schlsselstadium bei der Geburt der Gasriesen. Die Beobachtungen werden am 2. Januar 2013 in der Fachzeitschrift Nature publiziert.

Ein internationales Astronomenteam untersuchte den jungen Stern HD 142527, der ber 450 Lichtjahre von der Erde entfernt und von einer Scheibe aus kosmischem Gas und Staub umgeben ist den berbleibseln der Wolke, aus der er entstanden ist. Die Staubscheibe ist durch eine Lcke in einen inneren und einen ueren Teil gegliedert. Die Lcke wurde vermutlich von in der Entstehung befindlichen Gasplaneten erzeugt, die whrend ihrer Umlaufbewegung um den Stern ihre Umgebung freirumen. Der innere Bereich der Scheibe reicht vom Stern bis zu einer Entfernung, die in unserem Sonnensystem der Umlaufbahn des Saturn entspricht, whrend der uere Teil der Scheibe erst in der 14-fachen Entfernung weiter auen beginnt. Der uere Bereich umgibt den Stern nicht gleichmig, sondern hat die Form eines Hufeisens, was wahrscheinlich durch den Einfluss der Schwerkraft der Gasriesen zustande gekommen ist.

Der Theorie der Planetenentstehung nach wachsen Gasplaneten durch Gas aus den Auenbereichen der Scheibe, das einzelne Strme bildet, die dann die Lcke berbrcken.

Astronomen hatten berechnet, dass es solche Gasstrme geben msste, aber wir waren die ersten, die sie auch wirklich direkt beobachten konnten, erlutert Simon Casassus von der Universidad de Chile, der die Studie geleitet hat. Mithilfe von ALMA sind wir in der Lage, Licht in das Dunkel der Planetenentstehung zu bringen und die Theorien durch Beobachtungen zu berprfen.

Casassus und sein Team nutzten ALMA, um das Gas und den Staub rund um den Stern zu untersuchen. Dabei gelang es ihnen, mehr Details in unmittelbarer Umgebung des Sterns zu sehen als es mit Teleskopen dieser Art jemals zuvor mglich war. Die ALMA-Beobachtungen bei Submillimeterwellenlngen werden auerdem nicht wie im Infraroten oder im sichtbaren Licht durch das helle Leuchten des Sterns beeintrchtigt. Zwar war die Lcke in der Staubscheibe bereits zuvor bekannt, aber die Wissenschaftler entdeckten diffuses Gas, das in der Lcke verblieben war und zwei dichtere Gasstrme aus dem ueren Bereich der Scheibe, die ber die Lcke in den inneren Teil flieen.

Wir gehen davon aus, dass sich im Inneren der Scheibe Gasriesen verbergen, die jeweils einen dieser Strme verursachen. Diese Planeten wachsen, indem sie sich das Gas aus dem ueren Teil der Scheibe einverleiben. Allerdings sind sie sehr unordentliche Esser: Ein Teil des Gases strmt an ihnen vorbei in den inneren Bereich der Scheibe um den Stern, erklrt Sebastin Prez, ein Mitglied des Teams, ebenfalls von der Universidad de Chile.

Die Beobachtungen helfen auch bei der Beantwortung einer weiteren Frage bezglich der Scheibe um HD 142527. Da sich der Stern selbst immer noch in der Entstehungsphase befindet und stndig Material aus dem inneren Teil der Scheibe abzieht, msste diese sich schon lngst aufgelst haben, wenn es keinen Prozess gbe, der ihr neues Material zufhrt. Die Astronomen haben herausgefunden, dass die Rate, mit der das an den Planeten vorbeistrmende Gas in die innere Scheibe fliet, genau richtig ist, um den Verlust durch das Wachstum des Sterns zu ersetzen.

Erstmalig wurde auch diffuses Gas in der Lcke entdeckt. Lange haben Astronomen nach diesem Gas gesucht, aber bisher gab es nur indirekte Hinweise auf seine Existenz. Mit ALMA knnen wir es nun direkt sehen, ergnzt Gerrit van der Plas, ein weiteres Mitglied des Teams von der Universidad de Chile.

Das briggebliebene Gas ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Strme von Gasriesen verursacht werden und nicht von noch greren Objekten, wie zum Beispiel Begleitsternen. Ein zweiter Stern in dem System htte die Lcke von smtlichen Gasresten befreit. Durch die Bestimmung der Menge des brig gebliebenen Gases waren wir in der Lage, die Massen der Objekte einzugrenzen, die die Lcke freirumen, fgt Prez hinzu.

Wo aber sind die Planeten selbst? Casassus erklrt, dass er nicht berrascht ist, dass das Wissenschaftlerteam sie nicht direkt beobachten konnte. Wir haben mit den modernsten Infrarotinstrumenten an anderen Teleskopen nach den Planeten gesucht. Wir vermuten jedoch, dass sie sehr tief in den nahezu undurchsichtigen Gasstrmen verborgen sind. Die Chancen, sie direkt beobachten zu knnen, sind daher vermutlich sehr klein.

Durch genauere Untersuchungen der Gasstrme und des diffusen Gases mchten die Astronomen aber dennoch mehr ber die Planeten herausfinden. ALMA befindet sich noch im Aufbau und hat seine volle Leistungsfhigkeit noch nicht erreicht. Wenn der Teleskopverbund fertiggestellt ist, wird sein Auflsungsvermgen noch grer sein. Neue Beobachtungen der Strme werden es den Forschern dann vielleicht ermglichen, die genauen Eigenschaften der Planeten, wie zum Beispiel ihre Massen, zu bestimmen.

Weitere Informationen

Die hier vorgestellten Forschungsergebnisse erscheinen am 2. Januar 2013 unter dem Titel Flows of gas through a protoplanetary gap in der Fachzeitschrift Nature.

Die beteiligten Wissenschaftler sind S. Casassus (Universidad de Chile; Millennium Nucleus for Protoplanetary Disks - Wirtschaftsministerium der chilenischen Regierung), G. van der Plas (Universidad de Chile), S. Prez M. (Universidad de Chile), W. R. F. Dent (Joint ALMA Observatory; ESO Chile), E. Fomalont (NRAO, USA), J. Hagelberg (Observatoire de Genve, Schweiz), A. Hales (Joint ALMA Observatory; NRAO), A. Jordn (Pontificia Universidad Catlica de Chile), D. Mawet (ESO Chile), F. Mnard (CNRS / INSU, Frankreich; Universidad de Chile; CNRS / UJF Grenoble, Frankreich), A. Wootten (NRAO), D. Wilner (Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, USA), A. M. Hughes (U. C. Berkeley, USA), M. R. Schreiber (Universidad Valparaiso, Chile), J. H. Girard (ESO Chile), B. Ercolano (Ludwig-Maximillians-Universitt Mnchen), H. Canovas (Universidad Valparaiso), P. E. Romn (Universidad de Chile), V, Salinas (Universidad de Chile).

Das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) ist eine internationale astronomische Einrichtung, die gemeinsam von Europa, Nordamerika und Ostasien in Zusammenarbeit mit der Republik Chile getragen wird. Von europischer Seite aus wird ALMA ber die Europische Sdsternwarte (ESO) finanziert, in Nordamerika von der National Science Foundation (NSF) der USA in Zusammenarbeit mit dem kanadischen National Research Council (NRC) und dem taiwanesischen National Science Council (NSC), und in Ostasien von den japanischen National Institutes of Natural Sciences (NINS) in Kooperation mit der Academia Sinica (AS) in Taiwan. Bei Entwicklung, Aufbau und Betrieb ist die ESO federfhrend fr den europischen Beitrag, das National Radio Astronomy Observatory (NRAO), das seinerseits von Associated Universities, Inc. (AUI) betrieben wird, fr den nordamerikanischen Beitrag und das National Astronomical Observatory of Japan fr den ostasiatischen Beitrag. Dem Joint ALMA Observatory (JAO) obliegt die bergreifende Projektleitung fr den Aufbau, die Inbetriebnahme und den Beobachtungsbetrieb von ALMA.

Die Europische Sdsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die fhrende europische Organisation fr astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 15 Mitgliedslnder: Belgien, Brasilien, Dnemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, sterreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte Knigreich. Die ESO ermglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfhige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Frderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine magebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfhigste Observatorium fr Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope fr Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das grte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, whrend das VLT Survey Telescope (VST) fr Himmelsdurchmusterungen ausschlielich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist der europische Partner fr den Aufbau des Antennenfelds ALMA, das grte astronomische Projekt berhaupt. Derzeit entwickelt die ESO ein Groteleskop mit 39 Metern Durchmesser fr Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, das einmal das grte optische Teleskop der Welt werden wird: das European Extremely Large Telescope (E-ELT).

Die bersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks fr astronomische ffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsstaaten (und einigen weiteren Lndern) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.

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ESO Science Outreach Network - Haus der Astronomie
Heidelberg, Deutschland
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Universidad de Chile
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Dies ist eine bersetzung der ESO-Pressemitteilung eso1301.

ber die Pressemitteilung

Pressemitteilung Nr.:eso1301de
Name:HD 142527
Typ:Milky Way : Star : Circumstellar Material : Disk : Protoplanetary
Facility:Atacama Large Millimeter/submillimeter Array
Science data:2013Natur.493..191C

Bilder

Knstlerische Darstellung der Scheibe und der Gasstrme um HD 142527
Knstlerische Darstellung der Scheibe und der Gasstrme um HD 142527
ALMA-Beobachtungen der Scheibe und der Gasstrme um HD 142527
ALMA-Beobachtungen der Scheibe und der Gasstrme um HD 142527
Vergleichsbild von ALMA-Beobachtungen und knstlerischer Darstellung der Scheibe und der Gasstrme um HD 142527
Vergleichsbild von ALMA-Beobachtungen und knstlerischer Darstellung der Scheibe und der Gasstrme um HD 142527
Der junge Stern HD 142527 im Sternbild Lupus
Der junge Stern HD 142527 im Sternbild Lupus

Videos

Knstlerische Darstellung der Scheibe und der Gasstrme um HD 142527
Knstlerische Darstellung der Scheibe und der Gasstrme um HD 142527
Zoom auf den jungen Stern HD 142527
Zoom auf den jungen Stern HD 142527

Siehe auch