. : http://www.eso.org/public/austria/news/eso1601/
: Unknown
: Mon Apr 11 18:36:54 2016
: IBM-866
Erstes Licht fr Instrument zur zuknftigen Beobachtung Schwarzer Lcher | ESO sterreich

eso1601de-at — Organisatorische Pressemitteilung

Erstes Licht fr Instrument zur zuknftigen Beobachtung Schwarzer Lcher

Erfolgreiche Inbetriebnahme von GRAVITY am VLTI

13. Januar 2016

Am Very Large Telescope der ESO in Chile wurde ein neues Instrument in Betrieb genommen, dessen Hauptaufgabe es sein wird, Schwarze Lcher zu untersuchen. Entworfen und gebaut wurde GRAVITY von einem groen Team aus europischen Astronomen und Ingenieuren, zu dem auch Wissenschaftler aus Heidelberg, Kln und Garching gehren. Geleitet wird das Projekt vom Max-Planck-Institut fr extraterrestrische Physik in Garching. GRAVITYs Leistungsfhigkeit sorgt durchweg fr groe Begeisterung im Team. Whrend der ersten Beobachtungen gelang es GRAVITY bereits, das Sternlicht von allen vier VLT-Hilfsteleskopen zu bndeln. Whrend der ersten Tests konnte das Instrument bereits mehrere Premieren feiern. GRAVITY ist das leistungsstrkste Instrument fr das VLT-Interferometer, das bisher montiert wurde.

Um ein virtuelles Teleskop mit bis zu 200 Metern Durchmesser zu bilden, kombiniert das GRAVITY-Instrument ber Interferometrie das Licht von mehreren Teleskopen. Diese Technik ermglicht es Astronomen, viel feinere Details in astronomischen Objekten zu erkennen als es mit einem einzigen Teleskop mglich wre.

Seit dem Sommer 2015 hat ein internationales Team aus Astronomen und Ingenieuren unter der Leitung von Frank Eisenhauer (MPE, Garching) das Instrument in speziell angepassten Tunneln unter dem Very Large Telescope der ESO am Paranal-Observatorium im Norden Chiles montiert [1]. Dies stellt die erste Phase der Inbetriebnahme von GRAVITY im Rahmen des Very Large Telescope Interferometer (VLTI) dar. Ein entscheidender Meilenstein wurde jetzt erreicht: Zum ersten Mal hat das Instrument erfolgreich das Sternlicht von den vier VLT-Hilfsteleskopen vereint [2].

Bereits bei den ersten Beobachtungen, und zum allerersten Mal in der Geschichte der optischen Interferometrie, konnte GRAVITY Aufnahmen mit mehreren Minuten Belichtungszeit machen, also mehr als hundert Mal lnger als es vorher mglich war, erlutert Frank Eisenhauer. GRAVITY wird zuknftig die Beobachtung von deutlich lichtschwcheren Objekten erlauben, und verschiebt die Grenzen der Empfindlichkeit und Genauigkeit der hochauflsenden Astronomie weit ber das hinaus, was derzeit mglich ist."

Im Rahmen der ersten Beobachtungen nahm das Team die hellen, jungen Sterne unter die Lupe, die als Trapez bekannt sind und sich im Herzen der Sternentstehungsregion Orion befinden. Bereits in den ersten Daten der Inbetriebnahme machte GRAVITY eine kleine Entdeckung: Eine der Komponenten des Sternhaufens stellte sich als Doppelstern heraus [3].

Der Schlssel zu diesem Erfolg bestand darin, mit dem Licht eines Vergleichssterns das virtuelle Teleskop lange genug zu stabilisieren, so dass eine tiefe Aufnahme eines zweiten, deutlich lichtschwcheren Objekts mglich wird. Desweiteren gelang es den Astronomen auch, das Licht der vier Teleskope zeitgleich zu stabilisieren ein Kunststck, das so bisher noch nie gelungen ist [3].

GRAVITY kann sowohl die Positionen astronomischer Objekte auf das Genauste vermessen als auch interferometrische Bildgebung und Spektroskopie durchfhren [4]. Befnden sich Gebude auf dem Mond, wrde GRAVITY sie erkennen. Solch extrem hochauflsende Bildgebung besitzt viele Anwendungsmglichkeiten, aber der Hauptfokus wird in der Zukunft in der Untersuchung der Umgebung Schwarzer Lcher liegen.

Insbesondere wird GRAVITY untersuchen, was in dem extrem starken Gravitationsfeld nahe des Ereignishorizonts des massereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstrae passiert was den Namen des Instruments erklrt. In dieser Region wird das physikalische Verhalten von Einsteins Allgemeiner Relativittstheorie beherrscht. Auerdem soll es Details des Massenzuwachses und Jets erkennen Prozesse, die beide in der Nhe neugeborener Sterne (junger stellare Objekte) und in Regionen um massereiche Schwarze Lcher in den Zentren anderer Galaxien auftreten. berragen wird es alles je dagewesene auch bei der Untersuchung der Bewegungen von Doppelsternen, Exoplaneten und jungen stellaren Scheiben, sowie bei Aufnahmen von Sternoberflchen.

Bislang ist GRAVITY mit den vier 1,8-Meter-Hilfsteleskopen getestet worden. Die ersten Beobachtungen mit GRAVITY mit den vier 8-Meter-Hauptteleskopen des VLT sind im Verlauf des Jahres 2016 geplant.

Die GRAVITY-Arbeitsgemeinschaft steht unter der Fhrung des Max-Planck-Instituts fr extraterrestrische Physik in Garching. Die anderen Partner-Institute sind:

  • LESIA, Observatoire de Paris, PSL Research University, CNRS, Sorbonne Universits, UPMC Univ. Paris 06, Univ. Paris Diderot, Sorbonne Paris Cit, Meudon, Frankreich
  • Max-Planck-Institut fr Astronomie in Heidelberg
  • I. Physikalisches Institut der Universitt Kln
  • IPAG, Universit Grenoble Alpes/CNRS, Frankreich
  • Centro Multidisciplinar de Astrofsica, CENTRA (SIM), Lissabon und Porto, Portugal
  • ESO Garching

Endnoten

[1] An den VLTI-Tunneln und Strahlvereinigungsrumen wurden krzlich einschneidende Baumanahmen durchgefhrt, um sowohl Platz fr GRAVITY zu schaffen als auch die Anlage auf zuknftige Instrumente vorzubereiten.

[2] Eigentlich wre es genauer, diesen Schritt als erstes Interferenzmuster zu bezeichnen, da der Meilenstein darin bestand, das Licht der verschiedenen Teleskope erfolgreich zu vereinen, so dass die Lichtstrahlen interferieren und die sich daraus bildenden Interferenzmuster aufgezeichnet werden knnen.

[3] Bei dem neu entdeckten Doppelstern handelt es sich um Theta1 Orionis F, wobei der nahgelegene hellere Stern Theta1 Orionis C bei den Beobachtungen als Referenz genutzt wurde.

[4] Das Ziel von GRAVITIY ist es, die Position von Objekten im Bereich von zehn Mikrobogensekunden zu messen und Bilder mit einer Auflsung von vier Millibogensekunden aufzunehmen.

Weitere Informationen

Die Europische Sdsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz ESO) ist die fhrende europische Organisation fr astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch 16 Lnder: Belgien, Brasilien, Dnemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grobritannien, Italien, die Niederlande, sterreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfhige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Frderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine magebliche Rolle. Die ESO verfgt ber drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfhigste Observatorium fr Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope fr Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das grte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, whrend das VLT Survey Telescope (VST) fr Himmelsdurchmusterungen ausschlielich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist einer der Hauptpartner bei ALMA, dem grten astronomischen Projekt berhaupt. Auf dem Cerro Armazones unweit des Paranal errichtet die ESO zur Zeit das European Extremely Large Telescope (E-ELT) mit 39 Metern Durchmesser, das einmal das grte optische Teleskop der Welt werden wird.

Die bersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks fr astronomische ffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedslndern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.

Links

Kontaktinformationen

Carolin Liefke
ESO Science Outreach Network - Haus der Astronomie
Heidelberg, Deutschland
Tel: 06221 528 226
E-Mail: eson-germany@eso.org

Carolin Liefke
ESO Science Outreach Network - Haus der Astronomie
Heidelberg, Deutschland
Tel: 06221 528 226
E-Mail: eson-germany@eso.org

Carolin Liefke
ESO Science Outreach Network - Haus der Astronomie
Heidelberg, Deutschland
Tel: 06221 528 226
E-Mail: eson-germany@eso.org

Markus Schoeller
ESO
Garching bei Mnchen, Germany
E-Mail: mschoell@eso.org

Frank Eisenhauer
Max Planck Institute for Extraterrestrial Physics
Garching bei Mnchen, Germany
E-Mail: eisenhau@mpe.mpg.de

Richard Hook
ESO Public Information Officer
Garching bei Mnchen, Germany
Tel: +49 89 3200 6655
Mobil: +49 151 1537 3591
E-Mail: rhook@eso.org

Connect with ESO on social media

Dies ist eine bersetzung der ESO-Pressemitteilung eso1601.

ber die Pressemitteilung

Pressemitteilung Nr.:eso1601de-at
Name:GRAVITY
Typ:Unspecified : Technology : Observatory : Instrument
Facility:Very Large Telescope Interferometer

Bilder

GRAVITY entdeckt, dass einer der Sterne im Orion-Trapez ein Doppelstern ist
GRAVITY entdeckt, dass einer der Sterne im Orion-Trapez ein Doppelstern ist
GRAVITY - zuknftiges Instrument fr Schwarze Lcher
GRAVITY - zuknftiges Instrument fr Schwarze Lcher
GRAVITY - zuknftiges Instrument fr Schwarze Lcher
GRAVITY - zuknftiges Instrument fr Schwarze Lcher
GRAVITY - zuknftiges Instrument fr Schwarze Lcher
GRAVITY - zuknftiges Instrument fr Schwarze Lcher
GRAVITY - das Instrumenten-Team whrend der ersten Beobachtungen am Paranal
GRAVITY - das Instrumenten-Team whrend der ersten Beobachtungen am Paranal
GRAVITY discovers new double star in the Orion Trapezium Cluster (annotated)
GRAVITY discovers new double star in the Orion Trapezium Cluster (annotated)
nur auf Englisch

Videos

GRAVITY entdeckt, dass einer der Sterne im Orion-Trapez ein Doppelstern ist
GRAVITY entdeckt, dass einer der Sterne im Orion-Trapez ein Doppelstern ist

Siehe auch