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Junge Sterne bilden atemberaubende Sternlandschaft | ESO sterreich

eso1347de-at — Bildverffentlichung

Junge Sterne bilden atemberaubende Sternlandschaft

13. November 2013

ESO-Astronomen haben die bislang beste Aufnahme der ungewhnlichen Wolken um den Sternhaufen NGC 3572 gewonnen. Dieses neue Bild zeigt, wie diese Wolken aus Gas und Staub durch die Winde der Ansammlung heier junger Sterne zu wunderlichen Blasen, Bgen und seltsamen Erscheinungen geformt wurden, die als Elefantenrssel bekannt sind. Die hellsten Sterne dieses Sternhaufens sind viel massereicher als die Sonne und werden ihr kurzes Leben durch Supernovaexplosionen beenden.

Die meisten Sterne entstehen nicht allein, sondern zusammen mit vielen Geschwistern, die etwa zur gleichen Zeit aus einer einzigen Gas- und Staubwolke gebildet werden. NGC 3572 im sdlichen Sternbild Carina (der Schiffskiel) ist ein solcher Sternhaufen. Er enthlt viele heie, junge blauweie Sterne, die hell leuchten und gewaltige Sternwinde ausbilden, die das restliche Gas und den Staub in ihrer Umgebung nach und nach auseinandertreiben. Die leuchtenden Gaswolken und der dazugehrige Sternhaufen sind das Beobachtungsobjekt einer neuen Aufnahme vom Wide Field Imager am 2,2 Meter-MPG/ESO-Teleskop am La-Silla-Observatorium der ESO in Chile [1].

Im unteren Teil des Bildes ist ein groes Stck der Moleklwolke zu sehen, in der die jungen Sterne geboren wurden. Mittlerweile wird sie drastisch von der starken Strahlung ihrer leuchtenden Nachkommen beeinflusst: Die Strahlung regt sie nicht nur Leuchten in einem charakteristischen Farbton an, sondern formt die Wolke zu erstaunlichen Strukturen wie Blasen, Bgen und dunklen Sulen, die von Astronomen Elefantenrssel genannt werden [2].

Eine der eigenartigen Strukturen, die in dieser Aufnahme eingefangen wurde, ist der winzige ringfrmige Nebel etwas oberhalb der Bildmitte. Die Astronomen sind immer noch unschlssig ber die Herkunft dieser ungewhnlichen Form. Wahrscheinlich handelt es sich um ein besonders dichtes berbleibsel der Moleklwolke, aus der der Sternhaufen entstanden ist, vielleicht eine Blase, die um einen sehr hellen, heien Stern entstanden ist. Einige Wissenschaftler ziehen aber auch die Mglichkeit in Erwgung, dass es sich um eine Art seltsam geformten Planetarischen Nebel das berbleibsel eines sterbenden Sterns handeln knnte [3].

Sterne, die in einem Sternhaufen zur Welt kommen, mgen zwar Geschwister sein, aber keine Zwillinge. Sie sind fast gleich alt, unterscheiden sich aber in Gre, Masse, Temperatur und Farbe. Der Lebenslauf eines Sterns wird im Wesentlichen durch seine Masse bestimmt, so dass ein Sternhaufen Sterne in verschiedenen Lebensstadien enthlt, was den Astronomen wiederum ein perfektes Labor bietet, um die Entwicklung von Sternen zu untersuchen [4].

Diese Ansammlungen junger Sterne bleiben eine relativ kurze Zeit zusammen, typischerweise einige zehn oder hunderte Millionen Jahre. Sie werden nach und nach durch gravitative Wechselwirkungen aufgelst, aber auch dadurch dass die massereichsten Sterne kurzlebig sind, ihren Treibstoff schnell aufbrauchen und schlielich ihr Leben durch eine gewaltige Supernova-Explosion beenden, was zur Zerstreuung des verbleibenden Gases und der Sterne im Sternhaufen beitrgt.

Endnoten

[1] Die Daten aus denen dieses Bild erstellt wurde, hat ein Astromomenteam unter der Leitung des ESO-Astronomen Giacomo Beccari gesammelt, um mit dem Wide Field Imager die Physik der protoplanetaren Scheiben junger Sterne in NGC 3572 zu untersuchen. Dabei stellten die Wissenschaftler berraschenderweise fest, dass der Sternhaufen Sterne enthlt, die lter als zehn Millionen Jahre sind, immer noch eindeutig Masse anhufen und somit immer noch von Scheiben umgeben sein mssen. Dies belegt, dass die Sternentstehung in NGC 3572 seit mindestens 10-20 Millionen Jahren stattfindet und wrde bedeuten, dass der Prozess der Planetenentstehung auf viel lngeren Zeitskalen luft als bisher angenommen.

[2] Das berhmteste Beispiel fr solch einen Elefantenrssel sind die Sulen der Schpfung im Adlernebel, die in feinstem Detail vom NASA/ESA Hubble Space Telescope aufgenommen wurden (siehe http://www.spacetelescope.org/images/opo9544a/).

[3] Wenn ein sonnenhnlicher Stern sein Brennmaterial verbraucht hat, blst er seine ueren Schichten in die Umgebung hinaus. Das heie berbleibsel des Sterns strahlt weiterhin stark in dieses Material hinein. Dabei entstehen wunderschne, aber nur kurze Zeit leuchtende Hllen aus ionisiertem Gas und bilden die sogenannten Planetarischen Nebel. Der Name ist rein historisch bedingt und bezieht sich auf das Erscheinungsbild dieser Objekte in einem kleinen Teleskop und hat somit keinerlei physikalischen Bezug zu einem Planeten.

[4] Die Lebensspanne eines Sterns hngt sehr stark davon ab, wieviel Masse er hat. Ein Stern mit der fnfzigfachen Masse der Sonne lebt nur einige Millionen Jahre, die Sonne wird etwa zehn Milliarden Jahre lang existieren und ein massearmer roter Zwergstern kann Billionen von Jahren leben viel lnger als das derzeitige Alter des Universums.

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Dies ist eine bersetzung der ESO-Pressemitteilung eso1347.

ber die Pressemitteilung

Pressemitteilung Nr.:eso1347de-at
Name:NGC 3572
Typ:Milky Way : Star : Grouping : Cluster : Open
Facility:MPG/ESO 2.2-metre telescope

Bilder

Der Sternhaufen NGC 3572 und seine Umgebung
Der Sternhaufen NGC 3572 und seine Umgebung
Der Sternhaufen NGC 3572 im Sternbild Carina
Der Sternhaufen NGC 3572 im Sternbild Carina
Weitfeldaufnahme der Himmelsregion um den Sternhaufen NGC 3572
Weitfeldaufnahme der Himmelsregion um den Sternhaufen NGC 3572

Videos

Zoom auf den Sternhaufen NGC 3572
Zoom auf den Sternhaufen NGC 3572
Nahansichten des Sternhaufens NGC 3572 und dessen eindrucksvoller Umgebung
Nahansichten des Sternhaufens NGC 3572 und dessen eindrucksvoller Umgebung

Siehe auch